WiYou.de – Ausgabe 04/2022

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 42022 Illustration: JoyImage stock.adobe.com Lebenszyklus 33 Du bist nicht allein! Der Nummer gegen Kummer e.V. hat sich vor über 40 Jahren zum Ziel gesetzt, Kindern, Jugendlichen und Eltern ein kompetenter und unterstützender Ansprechpartner zu sein – bei kleinen und großen Sorgen, Problemen und Ängsten. Anonym und in einem geschützten Rahmen können sich alle Hilfe suchen und sich sicher sein, dass jemand auf der anderen Seite zuhört, ohne zu urteilen. Pressesprecherin Anna Zacharis ist mit WiYou.de ins Gespräch gekommen. Mit welchen Themen treten die Menschen an die Berater heran und wie alt sind diese? Wir haben unterschiedliche Angebote: für Kinder und Jugendliche das Kinder und Jugendtelefon und eine OnlineBeratung und für Eltern das Elterntelefon. Bei den Kindern und Jugendlichen drehen sich die Anfragen meist um Partnerschaft, Liebe, Sexualität und Freundschaft. Der Fokus der Beratungsgespräche bei den Zwölf bis 17Jährigen liegt auf der besonderen Lebensphase, mit der sie sich auseinandersetzen und in der sie sich befinden. Darüber hinaus haben wir anhand der Analyse der Beratungsthemen im letzten Jahr gesehen, dass diese Themen in den Hintergrund getreten sind. Sie sind zwar immer noch präsent, aber wir konnten feststellen, dass die Kinder und Jugendlichen sich zunehmend mit psychischen Belastungen und Problemen beschäftigen. Konflikte innerhalb der Familie, Isolation und Einsamkeit zählen bei unseren mehr als 1.500 Anfragen pro Tag zum Themenspektrum genauso wie Erfahrungen mit Gewalt, Mobbing, Schwierigkeiten in der Schule und angespannten Lebenssituationen. Welche Menschen stehen hinter dem Telefon bereit? Es sind ganz normale Menschen unterschiedlichen Alters. Hier geht es bereits ab 16 Jahren los, mit dem Projekt „Jugendliche beraten Jugendliche“, bis ins hohe Alter. Das Alter ist für uns kein Ausschlusskriterium, solange sich die Menschen fit für die Beratung fühlen. Aus welchen Berufsfeldern kommen diese Menschen und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Wir haben Menschen aus sozialen Berufen, zum Beispiel Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter aber auch Mediziner, Ingenieure oder Menschen, die ein Handwerk ausüben und bei uns in der Beratung ehrenamtlich tätig sind. Vor der Beratungstätigkeit müssen alle ein erweitertes Führungszeugnis vorweisen und eine Ausbildung zum Telefonberater machen. Natürlich ist ein großes Kriterium, dass die angehenden Berater ein Gespür für Menschen haben und vor allem sich für die Themen der jungen Altersgruppe interessieren und zuhören können. Wichtig ist natürlich auch, dass diese Personen über ausreichend zeitliche Kapazitäten verfügen – ideal sind daher Teilzeitbeschäftigte oder Rentner. Wie wird man zum Berater und wie sieht die Ausbildung aus? In der Ausbildung geht es primär um das Erlernen von unterschiedlichen Gesprächstechniken, um Selbsterfahrung und die Themen der Ratsuchenden. Aber auch Hospitation bei anderen, erfahrenen Beratern gehört mit dazu, um das „Handwerk“ zu erlernen. Unsere Beratenden müssen jedoch keine Experten auf dem Gebiet X sein. Sie sind in erster Linie dafür da, um dem Kind oder dem Jugendlichen in einem vertraulichen Rahmen zuzuhören. Die Hilfesuchenden können sich so bei uns alles von der Seele reden. Gerade Jugendliche sprechen häufig schambesetze Themen an, was sie bei uns anonymmachen können – keiner muss sich zum Beispiel mit seinem richtigen Namen melden oder sein Alter nennen. Der nächste Schritt ist nach dem Zuhören, den Kern des Problems herauszukristallisieren und dann individuelle Lösungsansätze mit dem Hilfesuchenden zu finden. Wir sind kein RatschlagTelefon, sondern machen Vorschläge, wie es weitergehen könnte. Es macht keinen Unterschied, ob du „nur“ eine Frage hast oder Hilfe brauchst. Nummer gegen Kummer sucht gemeinsam mit dir nach einem Ausweg – anonym, kompetent und auf Augenhöhe. (ba) Die Nummer gegen Kummer: 116111

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